Der Schutz unseres Planeten und unseres Klimas muss nicht schwer sein. Wir helfen Ihnen und Ihrer Organisation, die effektivesten Klimaschutzmaßnahmen zu ermitteln - zugeschnitten auf Ihre Bedürfnisse, Ihr Budget und Ihre Werte.
Vollständigkeit vor Genauigkeit: Warum Klimabilanzen kein Selbstzweck sind
Vollständigkeit vor Genauigkeit: Warum Klimabilanzen kein Selbstzweck sind

Vollständigkeit vor Genauigkeit: Warum Klimabilanzen kein Selbstzweck sind

In meiner Arbeit als Nachhaltigkeitsberaterin sehe ich immer wieder ein ähnliches Muster: Einzelne Elemente einer Klimabilanz werden extrem genau gemessen – etwa der exakte Müllverbrauch im Unternehmen – während gleichzeitig ganze Emissionsquellen oder sogar ganze (Sub-)Scopes unberücksichtigt bleiben.
Das Ergebnis: hoher Aufwand, aber geringer Nutzen.

Dabei ist das Ziel einer Klimabilanz nicht, möglichst perfekte Zahlen zu produzieren.
Sie ist ein Werkzeug – und als solches soll sie vor allem helfen, wirksame Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu identifizieren.

Wozu dient eine Klimabilanz eigentlich?

Eine Klimabilanz – auch Corporate Carbon Footprint (CCF) – erfasst die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens entlang der Wertschöpfungskette. Sie folgt in der Regel anerkannten Standards wie dem GHG Protocol und wird in Scope 1, Scope 2 und Scope 3 Emissionen unterteilt.

Das Ziel:

  • die größten Emissionsquellen identifizieren
  • Prioritäten für die Reduktion setzen
  • Fortschritte messbar machen

Eine Klimabilanz ist damit kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug zur strategischen Emissionsminderung.

Das Missverständnis: Präzision um jeden Preis

Viele Unternehmen investieren enorme Ressourcen in die präzise Erfassung einzelner Posten – häufig, weil die entsprechenden Daten leicht verfügbar sind. Der Papierverbrauch oder die Menge des anfallenden Restmülls lassen sich meist genau beziffern.

Gleichzeitig werden komplexere oder schwer messbare Emissionsquellen – etwa große Teile von Scope 3 (eingekaufte Waren und Dienstleistungen, Nutzung der verkauften Produkte, Entsorgung etc.) – gar nicht erfasst.

Das Problem: Wenn zentrale Emissionsquellen fehlen, entsteht ein verzerrtes Bild.
Man erkennt die wirkungsvollsten Hebel nicht – und kann folglich auch keine wirksame Reduktionsstrategie entwickeln.

Warum Vollständigkeit wichtiger ist als Genauigkeit

Im Zweifelsfall gilt: Vollständigkeit vor Genauigkeit.
Es ist entscheidend, alle relevanten Emissionsquellen in die Bilanz aufzunehmen – auch wenn einzelne Werte zunächst nur grob geschätzt werden.

  • Größenordnungen reichen im ersten Schritt aus, um die wesentlichen Hebel zu identifizieren.
  • Schätzungen können auf Basis von Branchenwerten, Emissionsfaktoren oder Erfahrungswerten schnell und fundiert erstellt werden.
  • Zeit und Ressourcen werden dort eingesetzt, wo sie den größten Nutzen bringen.

Frameworks wie das GHG Protocol oder die Science Based Targets initiative (SBTi) bestätigen diesen Ansatz:
Nicht signifikante Emissionen dürfen geschätzt werden!

Präzision – gezielt und mit Sinn

Das bedeutet nicht, dass Genauigkeit unwichtig ist.
Sie wird dann relevant, wenn klar ist, dass ein Bereich einen erheblichen Anteil an den Gesamtemissionen hat oder wenn detailliertere Daten helfen, konkretere und wirksamere Maßnahmen zu entwickeln.

Dann lohnt es sich, tiefer in die Datenerhebung einzusteigen – gezielt und mit klarem Zweck.

Fazit: Perfektionismus ist kein Klimaschutzplan

Manchmal ist „geschätzt“ = gut genug. Erfahrene Expert:innen können Emissionen grob, aber fundiert schätzen – ohne monatelange Datensuche. Präzision kann dann in den Folgejahren dort verfolgt werden, wo sie wirklich zur Maßnahmenfindung beiträgt.


Möchten Sie Ihre Klimabilanz pragmatisch, vollständig und nutzenorientiert aufsetzen?
Ich unterstütze Sie dabei, den Aufwand ins richtige Verhältnis zum Nutzen zu setzen – und schneller zu den Maßnahmen zu kommen, die wirklich Wirkung zeigen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert